Text: Bernd Huck

Talk like an Egyptian – Teach your Teachers

Es war ein furchtbares Gedränge vor dem Gebäude des Alittihad Alexandria Clubs, das Turnier war bereits vorbei, als mich ein junger Mann ansprach, Mitte zwanzig, sehr dürr und groß, mit einem leichten Schnauzbartflaum und strahlend weißen Zähne. Er fragte in gutem Englisch, ob ich Deutscher bin und ob ich mit ihm sprechen wolle.

Na klar, warum denn nicht, also sprachen wir über das Turnier mit dem stimmungsvollen Finale, er freute sich, dass der Alittihad Alexandria Club gewonnen hatte, sein Club. Er hätte uns Deutsche gerne als Endspielgegner gesehen. Dann ein paar Sätze über die Stadt und das Land und die Menschen, er erzählte ein wenig von seinem Studium, dann machte er eine Pause und dachte nach.

Er schaute mich an und sagte, wie verwundert und gleichermaßen erfreut er doch wäre, dass ich mit ihm sprechen würde, und auch noch auf Englisch. Er habe nämlich in der Schule gelernt, dass die Deutschen kein Englisch sprechen könnten und ohnehin nicht mit Ausländern reden würden, nicht in Deutschland und auch nicht anderswo.

Ich wandte ein, dass das so nicht richtig ist, dass die allermeisten Deutschen sehr wohl Englisch sprechen können, schließlich würde Englisch als erste Fremdsprache in den Schulen gelehrt und darüber hinaus würden die meisten Deutschen sehr gerne mit Ausländern reden, warum auch nicht.

Er schien erleichtert zu sein. Das wäre gut, meinte er, denn so könne er die Deutschen weiter gut finden. Er wäre nämlich ein großer Fan von Adolf Hitler.

Wie bitte? Erst glaubte ich, ihn nicht richtig verstanden zu haben. Aber er hatte das tatsächlich gesagt. Dabei hatte unsere Unterhaltung doch ganz nett begonnen. Ich erinnerte mich daran, dass wir in Alexandria viele fliegende Händler gesehen haben, die Hitlers Buch „Mein Kampf“ auf Arabisch anboten.

Ich antwortete barsch. Ob er das ernst meine? Ob er denn in der Schule nicht aufgepasst habe, denn Hitler ist so ziemlich der allerletzte, von dem man ein Fan sein sollte, einer, der die Menschen in den Krieg trieb und auf grausame Art über sechs Millionen Juden ermordete, ob er das denn nicht wüsste?

Nein, sagte er, das wäre ihm neu. Er habe gelernt, dass Hitler den Menschen viel Gutes gebracht hat, zum Beispiel Autobahnen, und ja, er habe gewusst, dass Hitler die Juden nicht leiden konnte, aber Hitler habe doch die deutschen Männer vor den Juden schützen müssen, weil sie den Deutschen die Frauen wegnahmen.

Ich verlor kurz die Fassung und beschimpfte ihn ein wenig, wobei mir leider keine guten englischen Übersetzungen für „Vollsockenschuss“ und „Hirntod“ einfielen. Ich fragte ihn nochmal, woher er diesen Unsinn habe. Er wirkte jetzt etwas verängstigt und wiederholte, dass er das in der Schule gelernt habe.

Ich gab ihm den Hinweis, mal im Internet nach entsprechenden Seiten zu suchen, möglichst englischsprachige, keine ägyptischen, und die Unterschiede festzustellen. Dann tauschten wir noch E-Mailadressen aus und ich musste los.

Er schrieb mir einige Wochen später, dass er nun kein Fan mehr von Adolf Hitler sei. Außerdem habe er mit seinem Lehrer gesprochen. „I teach the teacher“, schrieb er.