Text: Martin Gresch

Gebt mir ein H!

IMG_5685ab Es war der letzte Abend in Charkiv im Osten der Ukraine.

Zum Abschluss des Internationalen Medien-Turniers veranstaltete der gastgebende Verein FC METALIST CHARKIW ein großes Bankett. Es war das Jahr 2011, im nächsten Jahr 2012 sollte in der Ukraine und Polen die Europameisterschaft ausgetragen werden.

Aus diesem Anlass wurden viele ausländische Journalisten-Teams eingeladen, um das gerade modernisierte Stadion (39.000 Zuschauer) sowie die Stadt kennenzulernen.

Die große Abschlussfeier sollte allen Beteiligten in Erinnerung bleiben. Wir saßen in dem großen Saal, in dem sonst die Profispieler und Funktionäre nach dem Spiel zusammen kommen. Und auch wir wurden an diesem Abend wie Profis behandelt. Immer wieder wurden neue einheimische Speisen aufgetischt. Einfach großartig!

Am Anfang gab es kurze Reden der Veranstalter und auch die Teamchefs der Mannschaften sagten ein paar lobende Worte zur hervorragenden Organisation. Schnell ging man dann zum festlichen Teil über. Die Stimmung wurde von Minute zu Minute ausgelassener. Man besuchte die Nachbartische und kommunizierte in Englisch oder mit Händen und Füßen. Man hatte sich viel zu erzählen. Wie arbeiten die Journalisten in Deutschland, wie in der Ukraine, in Russland oder in Polen? Wie viel Freiheit hat man in der täglichen Arbeit? Wie sieht die technische Ausstattung aus?

Wir waren die gefragtesten Gesprächspartner, denn wir waren die einzige westeuropäische Mannschaft bei diesem Turnier. Oft wurde uns gesagt, dass man die Deutschen doch ganz anders eingeschätzt hätte, irgendwie „ernster und steifer“. Ich denke, wir haben uns hier bewusst offen und unkompliziert präsentiert. Vielleicht haben wir so auch ein wenig zur Völkerverständigung beigetragen.

Am Ende des Abends kam es zu einer Art „Verbrüderung“ aller Teams. Zur späten Stunde begannen einige Spieler zu singen und zogen von Tisch zu Tisch. Jede Mannschaft musste nun ihre Gesangskünste demonstrieren. Worum es iIMG_5776abn den Liedern ging, keine Ahnung. Eine unverstandene Sprache folgte der nächsten. Man hatte schon das Gefühl, dass dieses Gesangs-Ritual im Osten einfach dazu gehört. Alle Spieler waren voller Begeisterung! Wir Deutschen fühlten uns etwas verunsichert. Und dann kam was kommen musste, unser deutscher Tisch war dran. Was sollten wir singen? Darauf waren wir nicht vorbereitet. Gibt es einen Text, den wir alle beherrschen? Es musste etwas Lustiges sein, ein Stimmungslied. Dann nahm unser Spieler Stefan Fuckert das Heft in die Hand. Er stieg auf den Stuhl und schrie: “ Gebt mir ein „H“! Alle Deutschen riefen „HAAAA“. „Gebt mir ein „U“!. Alle riefen „UHHHH“. Schnell hatten auch die anderen Mannschaften das simple Strickmuster des Lieds erkannt und ein karnevalistisches „HUMBA, HUMBA, TÄTÄRÄ“ schallte durch den  ganzeIMG_5821abn Saal.