Text: Fred Ape
Mein Torhüterleben oder die Wahrheit über meine Zeit bei Aston Villa
Was meine Karriere als Torwart angeht, so waren die frühen Träume größer als die Realität später. Ich war zwar in allen Auswahlmannschaften, die es gab (außer, zugegeben, nicht in der Nationalmannschaft), aber zu meiner Zeit, als 18jähriger, das Tor einer Westfalenauswahl zu hüten, war damals sicherlich genau so viel wert, wie heute eine Berufung in eine DFB Jugendauswahl.

Ein besinnlicher Rückblick auf eine große Karriere: Fred Ape.
Wir hatten eben nur den Fußball, alle pöhlten (Anfang der 1970er Jahre) und alles andere waren „Randsportarten“ – ja, wir wussten teilweise gar nichts von deren Existenz. Zu der Zeit, als ich in Dortmund in der damals höchsten deutschen Jugendspielklasse bei Hombruch 09 das Tor hütete (es war die Jugendbezirksklasse!!!), hatte ich schon eine super Verbindung zur Sportredaktion der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund. Ich machte grad eine Lehre als Verlagskaufmann, interessierte mich aber damals schon eher für das Schreiben.
Die dortigen Sportredakteure, Willi Wittke, Klaus Bäcker und Alfred Heymann, fanden mich wohl auch nett, und ich durfte früh Artikel schreiben. Auf der anderen Seite unterstützen sie mich mit Superkritiken über meine Spiele in der Lokalsportausgabe. Da musste schon der Grundstein gelegt worden sein, dass ich später in den Köpfen fußballaffiner Menschen in Dortmund irgendwie auf dem Weg zu einer großen Karriere war. Sei‘ s drum. Aus einem Profivertrag wurde nichts und ich verabschiedete mich aus Dortmund mit vielen, damals sehr guten Fußballern, zum VfB Altena ins Sauerland. (Daraus machte die Legende später Altona 93). Nachdem ich 1975 fast ganz aufgehört habe, einfach keine Lust mehr, bzw. ich hatte andere Sachen im Kopf, landete ich dann wieder in Dortmund beim damaligen Vorortclub FC Brünninghausen. Wo ich heute noch spiele.
Parallel begann ich meine Karriere als Musiker und Songschreiber. Was ja nicht ganz normal ist. Hier wurde die Geschichte platziert (nicht von mir), dass, wenn der Ape richtig trainieren würde, dann wäre der in Nullkommanix überall wieder die Nummer eins! Mir war‘ s egal. Ich machte meine Touren mit meiner Band Ape, Beck & Brinkmann durch Deutschland und wenn man mich brauchte, stand ich auch im Tor. Auf Grund meiner soliden Ausbildung als Schnapper spiele ich heute noch, mit 63, manchmal in der Kreisliga A.
Wenn man in Dortmund ein Landesstudio des WDR hat, und ein in Deutschland einmaliges Kabelpilotprojekt, ist es ja klar, dass man als Kulturschaffender Kontakte dorthin hat oder bekommt. Das war der Beginn einer großen Karriere im WDR Trallafitti Team, was viele spannende Reisen nach sich zog. (1990 nach Sarajewo, später Polen und Litauen, aber auch hier und da in Norddeutschland, Wunderbare Begegnungen mit Ex-Profis, wie Dietmar Beiersdorfer, den Votavas, Franki Mill, etc…).
Mit solchen Kanonen zu spielen (wenn wir nicht die Trallafitti Auswahl waren, dann stand auf unseren Trikots „Starkicker“) war einfach geil. Es gab viele Höhepunkte, z.B., die Einweihung des Helmut Rahn Denkmals im Georg Melches Stadion in Essen 2004, bei dem ich in einer Bundesligaauswahl vor 15.000 Zuschauern neben Uli Stein Torwart war. So was wird natürlich auch medial ausgeschlachtet und fotografiert. Als der Sender Kabel 1 das Format „Helden der Kreisklasse“ in Dortmund drehte, spielte ich mit unserer Spaßtruppe FC Brünninghausen 3 eben gegen den FC Hacheney, der von Manni Burgsmüller trainiert, vom Kabel 1 begleitet wurde und die unbedingt in die Kreisliga B aufsteigen wollten.
Vorher gab es das legendäre Interview mit irgendeinem Nachwuchsmoderator des Senders mit mir. Die Frage war, wer hier denn wohl als Sieger vom Platz geht. Ich sagte in die Kameras (die Aufnahme existiert) wortwörtlich folgendes: „Es ist doch klar wer hier als Sieger vom Platz geht, schließlich war ich mal Profi in England bei Aston Villa und stand im Kader beim Europapokalendspiel 1981 gegen die Bayern“. (Diese Geschichte habe ich später immer noch weiter gesponnen). Und als dann am Montag die Zusammenfassung des Spiels der Kreisliga C Dortmund Gr. 2, Hacheney gegen FC Brünninghausen 3, ausgestrahlt wurde, leitete der Moderator ein mit:

Fred Ape und Uli Stein – dicke Freunde schon bei Eintracht Frankfurt…
„…denn schließlich steht ein ehemaliger Profi von Aston Villa im Tor der Brünninghauser“ und es ist einfach unglaublich, wie viele Menschen diesen Scheiß gesehen haben und noch schlimmer – geglaubt haben. So habe ich mir dann noch ein paar Streiche erlaubt und in der Presse lanciert, z.B., dass ich jetzt gemeinsam mit Uli Stein erwäge, sich dem FC Hacheney anzuschließen, denn der Uli und ich wir kennen uns noch aus der Zeit, als Eintracht Frankfurt in Rostock die deutsche Meisterschaft verspielte und ich dort in Frankfurt zweiter Torwart war.
Usw., usw… ich kommentiere heute Fragen zu meiner Torhütervergangenheit nicht mehr, und die letzte schöne Geschichte stammt aus 2015, als wir mit der „Deutschen Journalisten Auswahl“ nach Litauen reisten, um bei der dortigen inoffiziellen Fußballeuropameisterschaft der Sportjournalisten teilzunehmen. Wir, das war der gleiche Haufen von Jungs, die zusammengesucht werden, wenn wir mal gegen das Citymarketing von Waltrop oder Arnsberg als WDR Team spielen.

Top-Leistung in Litauen. Fred Ape wird zum Torhüter des Turniers gewählt.
Aber egal. Es war ein schönes Erlebnis und ich wurde unter den 11 Nationen geehrt als bester Torhüter des Turniers. Dieses kleine Bildchen brachte ich natürlich, eitel wie ich bin, in unserer Lokalzeitung bei „Namen und Notizen“ unter. Das Bild ist schön, keiner liest das Kleingedruckte und wenn, dann „Fred Ape ist in Litauen Europameister geworden“. Läuft!