Text: Bernd Huck
Sidestep: Transnistrien
Das Trainingszentrum war ein Geschenk von Josef Blatter. Jedenfalls hat die FIFA zur Förderung des Fußballs der Republik Moldau eine großzügige Anlage für die Nationalmannschaften des Landes möglich gemacht. Dort fand unser Turnier statt.
Die Anlage liegt direkt am Fluss Dnister, der Moldawien von Transnistrien trennt. Der rumänische Name des Flusses ist Nistru und hat Transnistrien seinen Namen gegeben: Hinter dem Nistru.

Plaja Vadul lui Voda am Dnister.
Auf moldawischer Seite ist Sand aufgeschüttet, der Plaja Vadul lui Voda, die Einheimischen kommen an schönen Tagen hierher, um zu entspannen.
Besser nicht rüber schwimmen, hatte man uns geraten. Die ein paar hundert Meter entfernt gelegene Brücke über den Fluss wurde eindrucksvoll von einem Panzer bewacht. Auf der anderen Seite patrouillierte gelegentlich
ein Transnistrier im Tarnanzug. Also schwammen wir besser nicht rüber.
Transnistrien wird „Das letzte sowjetische Museum der Welt“ genannt. Tiraspol, ist die „Hauptstadt“, Lenin, aus Stein, wacht vor dem Sitz der Volksvertretung, die hier immer noch „Oberster Sowjet“ heißt. Auf ihrer Fahne sind Hammer und Sichel abgebildet. Transnistrien hat 500.000 Einwohner und liegt im Osten der Republik Moldau, ein schmaler, länglicher Streifen, umschlossen von der Ukraine. Ein Land, das es eigentlich gar nicht gibt. Dabei haben sie dort eine eigene Währung, den transnistrischen Rubel, ein eigenes Parlament, einen Regierungschef, sogar einen Geheimdienst und eine Nationalhymne.
Es ist das einzige Land der Erde, das von keinem anderen diplomatisch anerkannt wird. International gilt die Angelegenheit als „frozen conflict“. Was lediglich bedeutet: Nach dem Bürgerkrieg 1992, als die Moldawier die Region zurückerobern wollten und hunderte Menschen ums Leben kamen, ist für einen Moment mal Ruhe, schweigen die Waffen.
Eine Lösung ist nicht in Sicht.