Text: Friedhelm Römer
Fußball als Magnet
Die verbindende Kraft des Fußballs wird Jahr für Jahr wieder aufs neue be- und gelebt, wenn sich Journalisten aus aller Herren Länder zu einem großen internationalen Kleinfeldturnier treffen. So wie im Mai 2016 auf der herrlich herausgeputzten Sportanlage in Gniewino. Dass die vielen Trainingsplätze spanische Namen wie Madrid, Barcelona oder Sevilla tragen, ist kein Zufall. Der spätere Europameister Spanien bereitete sich während der Euro 2012 in Polen und der Ukraine unter anderem auf diesem Gelände des Sporthotels Mistral auf das Turnier vor. Jetzt sind es zwölf Journalistenteams aus Litauen, Lettland, Ungarn, Russland, Deutschland, der Slowakei und natürlich aus Polen, die hier um den Titel kämpfen.
Doch eigentlich geht es um mehr. Um soziale Kontakte sportaffiner Menschen aus völlig verschiedenen Kulturen. „Das ist eine gute Sache, und außerdem spielen hier viele gute Fußballer mit“, sagt Slawo Chalaskiewicz. Der 52-jährige Pole war in den 90er Jahren Fußballprofi unter anderem bei Hansa Rostock in der ersten und zweiten Liga. Das Besondere bei diesem Turnier: jede Mannschaft darf einen Ex-Profi einsetzten. Nur knapp verfehlte Slavo mit seinem Team das Halbfinale.
Chalaskiewicz betreibt seit 2013 eine private Fußballschule für fünf- bis zwölfjährige Kinder in Lodz. 50 Kids sind mit dabei. Die älteren trainieren sechsmal in der Woche. „Es macht uns stolz, hier zu sein. Wir sind froh, dass wir eingeladen worden sind“, sagt Victor Sobirins. Der 27-Jährige ist Kapitän der lettischen Mannschaft. Für ihn sind die „sozialen Kontakte“ wichtig. Enge Kontakte bestehen seit Jahren zwischen seinem Team und den Litauern. „Der Fußball wirkt wie ein Magnet. Er führt Mannschaften und Menschen zusammen“, erzählt er.
Die Litauer zählen zu den sehr kontaktfreudigen Teams in Gniewino. „Wir kommen mit vielen Mannschaften gut aus“, sagt Roman Burstein und nennt Lettland, Deutschland und Russland. „Den Russen haben wir geholfen, ihre Visa zu bekommen, die sie gebraucht haben, weil sie ins Schengengebiet gefahren sind.“ Sehr angetan von der Atmosphäre ist auch Sergej Osipov. Der 50-jährige Russe freut sich immer wieder auf diese Turniere, „weil wir hier unsere Freunde aus Deutschland und Litauen treffen“. Dabei hat sein Team einen weiten Weg hinter sich gebracht. Eine 16-stündige Autofahrt über 1400 Kilometer von Bryansk – rund 400 Kilometer südwestlich von Moskau – nach Gniewino. Und dann saß der Schock zunächst tief, denn der sportliche Teil war für das russische Team bereits nach der Vorrunde beendet. Doch davon haben sich Sergej Osipov und seine Mitspieler am Abend beim großen Buffet mit dem einen oder anderen Wodka rasch wieder erholt.